Sonntag, 11. Dezember 2011

Ludwig Hirsch 1979 Komm Großer Schwarzer Vogel



Genre: Singer/Songwriter
Rate: 320 kbps CBR / 44100
Time: 00:40:52
Size: 93,49 MB

Ludwig Hirsch ist fast immer gleichzusetzen mit schwer verdaulicher Kost. Nicht musikalisch - man muß sich nicht lange anstrengen, um eine Melodie oder einen sonstigen roten Faden in seiner Musik zu finden. Nicht textlich - die Sprache und die meisten Bilder sind so formuliert, daß sie einem durchaus zugänglich sind. Aber seelisch tut sich einiges.

Ludwig Hirsch ist lyrisch, aber kompromisslos. Er reißt Wunden auf und streut mit einem bitteren Lächeln Salz dort hinein, wo es richtig weh tut. Mit schwarzem Humor betrachtet er seine Umwelt, überzeichnet sie, deckt auf und vermischt alles mit Pessimismus und der hoffnungslosen Ironie eines Menschen, der in ein sinkendes Schiff hineingeboren wurde. Und dabei - was eigentlich das Verrückteste ist - beobachtet er seine Mitmenschen und nimmt Teil an ihrem Leid. Bei alledem ist er eigentlich unberechenbar - manchmal schlägt er mit einem Holzhammer zu, dann wieder kann es vorkommen, daß einem klammheimlich ein Gift zugeschoben wird, das erst sehr viel später seine volle Wirkung entfaltet.

Das Paradebeispiel für fast alles, was Ludwig Hirsch ausmacht, dürfte wohl dieses Album hier sein. Neben Holzhammerhumor und Giftspritze finden sich hier gebrochene, unverstandene Existenzen, weltfremde Wesen, Schattenbewohner, Opfer der bequemen Gesellschaft sowie Tote oder dem Tode Geweihte. Hier werden Ängste geschürt und Hoffnungen zerstört. Und demjenigen, der bei dem Stück "Komm großer schwarzer Vogel" mit einer Stimme konfrontiert wird, bei der man schon fast vermutet, daß der Sänger im Studio in Tränen ausgebrochen ist, nicht mindestens schlucken muß, kann wohl auch nicht mehr geholfen werden. Besonders gemein sind außerdem die beiden Stücke "1928" (das übrigens verdächtig nach Pink Floyds "Shine On You Crazy Diamond Part 1" klingt) sowie "Die gottverdammte Pleite", über die man am Anfang vielleicht sogar lachen kann, die allerdings, wenn man ein wenig darüber nachdenkt, eine unglaublich beängstigende Botschaft transportieren.

Hier bekommt der geneigte Hörer aktive Lieder vorgesetzt, die in ihm arbeiten können, sofern er sie läßt. Das Album ist definitiv nichts für's "Nebenherhören" oder für einen romantischen Abend zu zweit, sondern eher für alle Leute, die unbedingt mal wieder einen frischen Wind für ihre seelische Hygiene brauchen. Einen Wind, der einen großen schwarzen Vogel tragen kann. (www.amazon.de)



01 - Ich Hab's Wollen Wissen 04:43

02 - Das Geburtstagsgeschenk 03:24

03 - Tante Dorothee 03:57

04 - Der Clown 03:50

05 - Herbert 04:35

06 - 1928 05:54

07 - Die Gottverdammte Pleite 04:08

08 - Komm Großer Schwarzer Vogel 06:51

09 - An Euch 03:30